
1. Hochwertige Papierqualität
Ich verwende ausschließlich gutes, weisses Metaplan-Papier - so wirken die eingesetzten Farben besser. Das abschließende Foto wird konturstärker und das Zeichnen macht mehr Spaß. Ich bringe zu einem professionellen GR übrigens immer mein eigenes Papier mit: Sauber und ohne lieblose Knicke. Gerade Hotels gehen mit dem Papier nämlich selten ordentlich um und Du glaubst nicht, was für Papier man mir da schon angeboten hat....gruselig!
Da bin ich echt ein bisschen pingelig! Das bin ich mir wert. Denn gutes Papier als Grundlage ist schließlich eine bewusste Wertschätzung für meine eigene Arbeit. Ist ja schließlich körperlich (meine Knie mögen das nicht mehr so wirklich...) und geistig ganz schön fordernd, so ein Graphic recording (= GR).
Dazu habe ich ein paar gute Pins zum anpinnen dabei - und ein buntes Gummiband oder schönes Schleifchen. Zum späteren Zusammenrollen und Überreichen an den Referenten/ Kunden. Zugeschaut - und mitgedacht 😉
#WERTSCHÄTZUNGmachtWOW
2. Vorbereitung
Ich bereite die Basis locker und entspannt VOR dem Start des Vortrages vor: Dazu lege ich mein Material griffbereit - auf angenehmer Höhe (notfalls nach einem Tischchen fragen oder selbst eines parat halten) - zurecht.
Zudem befestige ich das Papier so an der Metaplanwand, dass es auch dem aktiven "Angriff" mit Wachskreiden standhält.
Ich verwende übrigens immer drei Blätter, damit ich einen glatteren Untergrund auch auf schon vermaggelten Metaplanwänden habe! Außerdem hänge ich Papier immer auf beiden (!!!) Seiten der Metaplan-Wand auf. So wirkt sie sauberer und ich kann - sollte mal etwas total daneben gehen - die Wand schnell umdrehen. Und neu zeichnen...
3. Visuals entwickeln
Ich besorge mir vorab die Präsentation/ das Script vom Vortragenden. Damit ich schon im Büro passende Visuals vorbereiten und üben kann. Das empfiehlt sich insbesondere bei Themen, die sehr abstrakt oder mir noch komplett fremd sind.
Zudem verschafft dieses kurze Vorgespräch mit dem Redner mir mal einen Eindruck vom Vortragenden und seinem Stil. Es schafft eine Basis des gegenseitigen Verstehens.
So erfahre ich, ob der Vortragende PowerPoint/ Prezi/ Keynote nutzt - also mit Beamer präsentieren will. Dann macht GR nämlich deutlich weniger Sinn - weil die Teilnehmer gleich drei "Hingucker" haben: Präsentation, Redner und mich. Das ist zu viel. Ich darf in diesem Fall also noch Überzeugungsarbeit leisten, auf diese Präsentationskrücke zu verzichten....
Das ist manchmal harter Tobak, denn dann...müssen sich die Redner ihre Inhalte echt mal selber merken. Ganz blöd! Doch da ich selber als Speakerin auf Bühnen stehe, kann ich da mit ein paar Merktechniken allerdings oft gut und schnell überzeugen...
Ich erinnere mich übrigens mit einem Lächeln an ein GR in Salzburg, wo es auf Grund der Vorgaben des Redners eine Sau zu zeichnen galt, die durchs Dorf getrieben wird. Ich habe mich damals den Vormittag lang auf dem Hotelzimmer verschanzt und die ganze Zeit nur Säue gemalt (links im Bild). Richtig großformatig mit dem Marker auf Zeichenblockpapier. Damit sie mir am Nachmittag auch im Originalformat leicht von der Hand geht (rechts im Bild) ....




4. Auswahl der Farben
Ich frage einen Vortragenden gerne nach seiner Lieblingsfarbe - und nutze diese verstärkt bei der Gestaltung "seines" Graphic Recordings. Das erfreut den Redner - und erleichtert mir die Einhaltung eines ruhigeren Farbschemas. Hier mal ein Beispiel für die Lieblingsfarbe einer starken Rednerin...die das Ergebnis dann auch stolz direkt dem Veranstalter "abschwatzte" und fröhlich im Zug mit nach Hause nahm...



5. Veranstalter-Logo
Absolutes Muss: Ich setze das Logo des Veranstalters mit auf das Papier. Als Zeichen des #Respekts für seine Arbeit und meine Einladung. Du siehst es auf dem Foto unten rechts oberhalb des Vortragstitels auf einem "Schild".
Zudem mache ich mich mit den Unternehmens-Farben meines Auftraggebers vertraut. Die kann ich ebenfalls als Basisfarben für mein GR einsetzen, wenn der Redner keine Lieblingsfarbe angeben mag oder der Auftraggeber mir sehr wichtig erscheint. Auch sowas lieben Auftraggeber...
6. Mein Branding
Vor dem Start setze ich immer mein eigenes Branding auf das Blatt (unten links auf dem Bild). Damit am Ende auf jedem Foto und dem Original klar sichtbar ist, wer das GR gezeichnet hat. Idealerweise verwendest Du übrigens Deine Webdomain als Branding. Auf diese Weise bist Du leichter im Internet zu finden, wenn mal jemand einen guten Graphic Recorder sucht und Dein Stil Gefallen findet...
Das ist mein bestes Marketing. Es schafft hochgradige Wiedererkennbarkeit. Denn auch mein Stil ist besonders. Und es fühlt sich toll an, wenn mich Teilnehmer darauf ansprechen, dass sie schon mehr von mir irgendwo gesehen haben...
7. Längen erkennen - und nutzen
Ich nutze die "Längen" eines Vortrages für die Auswarbeitungen. Ja, Längen hat jeder Vortrag - auch meine! Denn die Teilnehmer könnten einem Dauerfeuer kaum konzentriert folgen. Also braucht es "Pausen", um die bisherigen Impulse sinnvoll zu verarbeiten.
In diesen Pausen kann ich Details aus- oder Inhalte nacharbeiten, zu denen ich an den spannenden Stellen keine Chance hatte. Ich skizziere in starken Momenten daher oft erst nur die Grundidee und arbeite diese in der nächsten "Länge" dann relaxt aus.
Oft setze ich erst nach Ende des Vortrages Schatten, Linien, Rahmen und weitere Container sowie Pfeile ein. Ich arbeite nach einem Vortrag in der Regel noch 5 - 10 min nach, bevor ich das GR endgültig für Fotos freigebe. Vorher...stehe ich halt einfach immer selbst mitten davor. Dann macht das Foto für Viele nämlich noch keinen Sinn 😉
8. Wertschätzung für den Redner
Ich setze immer den Namen, eMail-Adresse oder das Twitter-Handle des Vortragenden als Zeichen der #Wertschätzung mit auf das Papier. So erhalten die Redner eine tolle und bleibende Erinnerung, die eben sehr persönlich ausfällt.
Ebenso ist es hilfreich, Datum und Ort mit auf dem GR festhältst. Daran kann ich - inzwischen sind GRs Alltag - übrigens auch meine eigene zeichnerische Entwicklung über die Zeit wunderbar nachvollziehen.



9. Durchatmen - Imperfektion ist Trumpf
Zu Beginn meiner Arbeit als GR habe ich oft immensen Druck verspürt. Bis hin zu heftigem Bauchweh. Weil mir noch das SelbstVertrauen für dieses Thema fehlte. Insbesondere bei mir fremden Themen. Denn da fallen mir eben nur schwer passende Visuals ein. Bei abstrakten Themen, Emotionen u.a. ist das Finden passender Bilder einfach deutlich schwerer. Gute Vorbereitung ist daher die halbe Miete. Sie gibt mir die nötige Sicherheit.
Ich gehe das Ganze inzwischen deutlich gelassener an. Wenn mir nix einfällt, lasse ich auch mal was weg ...oder setze einfach Text ein. Schön gestaltet ist er auch ein "Visual". Das nimmt mir den Stress. Den Kunden stört es nicht, denn er ist meist komplett vom Ergebnis geflasht.
Und sollte mal ein Redner anmerken, dass ich etwas - in seinen Augen - Wichtiges vergessen habe? Dann setze ich es einfach noch dazwischen. Notfalls, wenn der Raum an der passenden Stelle fehlen sollte, indem ich einen Luftballon "steigen" lasse oder ein Schildchen anhänge und mit einem Band an eine Stelle führe, wo ich Raum für die Ergänzung habe...
10. Licht: Spot an
Bevor ich anfange, sorge ich an meinem Arbeitsplatz für gutes Licht. Es gibt nix Schlimmeres, als quasi im Dunklen zeichnen zu müssen. Steht der Redner auf der Bühne im Rampenlicht, dann mogele ich mich da - sofern es passt - dezent an seine Seite.
Oder ich verwende einen kleinen, mitgebrachten Klemmspot, den ich an der Metaplanwand dort befestigen kann, wo er gebraucht wird. Manche Graphic Recorder verwenden auch eine Stirnlampe - doch dafür bin ich zu sehr Frau, als dass ich damit meine Frisur ruinieren mag.
11. Dynamische Kleidung
Ich kleide mich als GRin stets dem Anlass angemessen - doch dabei bitte auch rundum beweglich und für mich bequem. Niemand erwartet von mir das "kleine Schwarze", bei dem mir die Teilnehmer in den Ausschnitt oder unter den Rock gucken können. Ebenso sollte meine Kleidung es gut überleben, wenn sie mal etwas Farbe von einem Marker oder einer Pastellkreide abbekommt. Also ziehe ich definitiv nicht meine besten Klamotten an...
Cool wirkt es, wenn meine Kleidung sich im Farbschema meines Kunden bewegt - oder ich in meiner eigenen Unternehmensfarbe auftrete.
Als kleine Soforthilfe habe ich übrigens immer eine frische Packung Feuchttücher aus dem Drogeriemarkt mit am Start. Damit kann ich meine Hände, suppende Marker oder eben auch mal einen kleinen Fleck auf meiner Kleidung behandeln.
12. Nicht ohne Social Media & Co
#Notizanmichselbst: Vergiss´ niemals, selber ein gutes Foto von Deinem Ergebnis zu machen. Für Dein Archiv und auch für Dein künftiges Marketing. Zudem fragen manche Kunden auch Jahre später noch danach, weil ihnen eine Festplatte gecrasht ist oder das Original bei einem Umzug verloren gegangen ist.
Ich habe das schon das eine oder andere Mal vergessen, weil Kunden mich mit Fragen und Interesse belagert haben - und dann stellte ich nachher fest: Mist, ich habe kein Bild von meinem Bild....
Und genau das brauche ich doch, um meine eigene Arbeit - und damit meine Kompetenz im Thema - öffentlich sichtbar zu zeigen. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, wie hilfreich es ist, die Teilnehmer des Events ganz bewusst zum Fotografieren und auch zum Teilen in sozialen Medien "einzuladen".
Eine bessere Werbung kann ich nämlich gar nicht bekommen...